Ebay benötigt derzeit offenbar Geld und gibt daher seinen Bezahlservice PayPal an die Börse. Der Börsengang von PayPal zeigt aber auch, wie behäbig und wenig innovativ der einstige Shooting-Star des Internets inzwischen geworden ist.
Am Freitag veräußert Ebay die Unternehmenstochter PayPal an der Börse. Besitzer von Aktien des Internet-Auktionshauses wird es freuen, denn man rechnet mit einem Erlös von bis zu 60 Milliarden US-Dollar, den PayPal einbringen könnte. Die Abspaltung von PayPal bedeutet aber auch, dass sich Ebay vom Wertvollsten trennt, was das Unternehmen derzeit noch besitzt. Am Donnerstag war der Geschäftsbericht vorgestellt worden und dieser ließ mehr denn je Rückschlüsse zu, wie kritisch die Lage bei Ebay inzwischen ist. So betrug der Umsatz im zweiten Quartal 4,4 Milliarden US-Dollar. Lediglich 83 Millionen Dollar Gewinn waren hängengeblieben – nach einem Gewinn von 676 Millionen Dollar ein Vierteljahr zuvor. Zudem schlägt sich das Unternehmen mit Gedanken herum, Mitarbeiter zu entlassen oder abzubauen. 2400 Stellen sollen wegfallen.
Dies zeigt, wie lange die ruhmreichen Zeiten zurückliegen, als Ebay in einem Atemzug mit Größen wie Amazon genannt wurde. Ähnlich wie bei Konkurrent Amazon bekam man hier alles, aber der emotionale Aspekt war um ein Vielfaches höher. Interessenten schlugen sich die Nächte um die Ohren, um Schätze aus alten Speichern, Garagenräumungen oder Entrümpelungsaktionen zu bergen. Das Feeling entsprach dem eines Online-Flohmarktes. Verrückte Aktionen wie der Verkauf eines Jets der US-Luftwaffe taten ein Übriges dazu, um den Hype um Ebay weiter zu befeuern. 2002 hatte man PayPal seinerzeit dem Unternehmen einverleibt, als man zu den am schnellsten wachsenden Firmen der Welt gehörte. Dem Zukauf von PayPal folgte wenige Jahre später 2005 der erste Verkauf von Firmenbesitz, als der Videotelefonie-Dienst Skype veräußert wurde – mit dem Hinweis, dass dies mit dem eigenen Kerngeschäft nichts zu tun habe. Doch auch der Handel auf Ebay geriet immer mehr unter Druck. Gebrauchte DVD oder CD sind in Zeiten von kostengünstigen Streaming-Angeboten weitaus weniger gefragt und die Karawane unzähliger Anbieter ist inzwischen weitergezogen zu anderen Anbietern. Klar wird, dass an Ebay alle Innovationen der letzten Jahre im Bereich E-Commerce vorbeigingen. Der Wandel vom Secondhand-Warenhändler zur Handelsplattform gelang nicht. Das Geschäft machen inzwischen andere wie beispielsweise Amazon. Das einstige Vorzeigeunternehmen Ebay könnte so mittelfristig zu einem attraktiven Übernahmekandidaten werden.