UniCredit möglicherweise vor Millionenzahlung an Altaktionäre

Der Rechtsstreit mit Altaktionären von Bank Austria und HVB wird durch ein Gutachten weiter angeheizt. Rund eine halbe Milliarde Euro muss möglicherweise die italienische Großbank UniCredit nun doch noch nachzahlen.
Aktuell steht die größte Bank Italiens UniCredit im Kreuzfeuer: Die Forderung der Bankenaufsicht der Europäischen Zentralbank (EZB) bekräftigt ihre Forderungen, wonach UniCredit endlich mit dem Abbau fauler Kredite beginnen solle. Aber auch die schwächelnde Wirtschaft Italiens wie auch die anhaltenden Niedrigst- bzw. Nullzinsen nagen am Gewinn des Kreditinstituts. UniCredit reagierte in der jüngsten Vergangenheit mit einer Kapitalerhöhung um 13 Milliarden Euro – Geld, das die Aktionäre beisteuern mussten. Nun kommen möglicherweise auch noch weitere Zahlungen in Hohe mehrerer Millionen Euro auf die Bank zu, denn der Streit mit Altaktionären der Töchter Hypovereinsbank (HVB) und Bank Austria (BA) wird durch ein Gutachten weiter angeheizt. Der Vorwurf in der Auseinandersetzung lautet, dass UniCredit bei der Übernahme die Minderheitsaktionäre um mehrere Hundert Millionen Euro geprellt habe. In einem nun veröffentlichten Gutachten der Staatsanwaltschaft Wien kommen die Gutachter des Wirtschaftsprüfunternehmens Deloitte zu dem Schluss, dass tatsächlich ein Kostenpunkt von 3,6 Milliarden Euro seitens UniCredit nicht korrekt berücksichtigt worden sei.

Diese Summe betrifft die Berechnung der Abfindung und bezieht sich zunächst auf damalige Aktionäre der Bank Austria wie auch der Hypovereinsbank. Einnahmen in Milliardenhöhe seien nicht ausfindig gemacht worden. Das Geld der Bank Austria stamme aus dem Verkauf der Tochterbank BPH in Polen.
Das Gutachten wird von den Minderheitsaktionären als Wendepunkt in dem Rechtsstreit gesehen. „Unmissverständlich“ sei die Einschätzung der Staatsanwaltschaft, betont der Berliner Rechtsanwalt Martin Weimann, dessen Kanzlei die Altaktionäre der HVB wie auch der Bank Austria vertritt. Bekommen diese Recht, so würde sich die UniCredit mit Forderungen in Höhe von einer halben Milliarden Euro konfrontiert sehen, die aus dem nun ermittelten Mehrwert von 3,6 Milliarden Euro heraus resultieren. Zudem machen die Vertreter der Aktionäre weitere Bewertungsaufschläge geltend. Weimann hat zudem Anzeige wegen des Verdachts auf Prozessbetrug erstattet. Sein Vorwurf: Die Anwälte von UniCredit hätten bereits seit langer Zeit gewusst, dass die nun in dem Gutachten ermittelte Summe seinerzeit nicht korrekt berücksichtigt gewesen sei.